Aktuelles

Projekt «Die Gaza Monologe»

«Wisst ihr, dieses Land ekelt mich an, obwohl ich es liebe.» Tamer aus Gaza

Die Gaza Monologe in Bern
31 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren haben dieses Stück geschrieben, doch keiner von ihnen wird zur Aufführung ihrer Texte kommen können. Sie alle leben im Gazastreifen, jener Krisenregion zwischen Israel und Ägypten, deren Einwohner seit Jahrzehnten unter der anhaltenden Abriegelung leiden.

Die Jugendlichen haben ihre Gedanken und Gefühle in Monologen niedergeschrieben. Sie schildern ihr Leben und ihre Träume während des Krieges. Sie beschreiben das Gefühl der Angst und der Akzeptanz der Tatsache, dass sie schon im nächsten Augenblick tot sein könnten.

Da die Jugendlichen den Gazastreifen nicht verlassen können, bat das Ashtar Theatre Ramallah über 40 Theater auf allen Kontinenten, diese Texte aufzuführen. 2010 kamen schliesslich 22 junge Schauspieler aus 18 Ländern nach New York, um «Die Gaza Monologe» in 13 Sprachen zu präsentieren.

Sie spielten auch vor dem un-Komitee, das an diesem Tag zur Frage einer Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts tagte.

Dieses auf Basis der Texte entstehende Tanzstück sucht nach emotionalen Momenten der Empathie, aber auch der Distanz. Es versucht, sich auf eigene Weise tänzerisch einem aktuellen Ereignis der Weltgeschichte zu nähern. Lässt sich fremdes Leid, das Schicksal eines Altersgenossen nachvollziehen oder gar darstellen?

Der Schweizer Choreograf Marcel Leemann geht mit der Tanzcompagnie Konzert Theater Bern und Berner Jugendlichen aus allen Bevölkerungsschichten und mit verschiedenen kulturellen Prägungen dieser Frage nach. Es geht darum, mitzuteilen, wie es Altersgenossen geht – und zugleich das eigene Leben dazu in Beziehung zu setzen.

Geplant sind neben öffentlichen Abendvorstellungen auch Schulvorstellungen und Workshops mit Klassen, in denen die Schüler auf die Thematik und Arbeitsweise vorbereitet werden.

Ein Teil der Eintrittsgelder werden dem Ashtar Theatre Ramallah gespendet.

Partner-Projekt in Ramallah
In Verbindung mit dieser Produktion entsteht unter der Leitung von Estefania Miranda und Marcel Leemann ein Partnerprojekt in Ramallah. Geplant ist ein Aufenthalt von einer Woche am Ashtar Theater Ramallah mit Estefania Miranda, Marcel Leemann, Oliver Neubert sowie je nach Möglichkeit auch mit Azusa Nishimura, Helena Hebing und Gabriele Michel-Frei. In Kooperation mit dem Theater werden mit einer Gruppe von einheimischen Jugendlichen die in der Schweiz entwickelten Choreographien und Szenen weiterentwickelt und filmisch festgehalten.

Die Ergebnisse der Arbeit in Ramallah fliessen in die Inszenierung von «Die Gaza Monologe» in Bern ein. Die Video-Dokumentation des Ramallah-Projekts wird ausserdem im Rahmen des Festivals Tanzplattform Bern und der Aufführungen von «Die Gaza Monologe» vorgeführt.

Das Partnerprojekt dient zur Sensibilisierung des Schweizer Publikums sowie der am Projekt beteiligten Jugendlichen mit der Situation junger Menschen im Israel-Palästina-Konflikt.

Gleichzeitig fördert es das künstlerische Schaffen Jugendlicher in Ramallah und deren Auseinandersetzung mit dem Thema sowie den kulturellen Austausch Jugendlicher unterschiedlicher´Herkunft. Zielgruppe des Partnerprojekts in Ramallah sind einheimische Jugendliche, die sich (künstlerisch) mit der Befindlichkeit von Altersgenossen, die in einer Krisenregion leben, auseinandersetzen wollen.

Konzert Theater Bern

Die Stiftung Konzert Theater Bern, in der das Berner Symphonieorchester und das Stadttheater Bern zusammengeführt wurden, hat ihre Arbeit zum 1. Juli 2011 aufgenommen. Ihr Direktor ist Stephan Märki.

Mit über 100 Musikerinnen und Musikern sowie den festen Ensembles im Musiktheater, Schauspiel und Tanz ist Konzert Theater Bern das größte Konzert-Theater im Espace Mittelland mit überregionaler und internationaler Ausstrahlung. Es verfügt über drei Standorte: Das Kultur- Casino, das Stadttheater am Kornhausplatz sowie die 2007 eröffneten Vidmarhallen.

Tanzcompagnie Konzert Theater Bern

Die Sparte Tanz präsentiert in der Saison 2013/14 unter der neuen Leitung von Estefania Miranda und mit der «Tanzcompagnie Konzert Theater Bern» einen Neustart. Das multikulturelle Ensemble überschreitet die Grenzen von Tanzstilen und Theater und trägt den Tanz in Stadt und Kanton. In der deutsch-französischen Namensgebung «Tanzcompagnie» spiegelt sich die kulturelle Vielfalt des Kantons Bern wider, der Zusatz «Konzert Theater Bern» benennt ihre künstlerische Heimat. Der Name steht zugleich für Identität und Vielfalt, für Internationalität und regionalen Bezug, bedeutet Kooperation und Talentförderung.

Die Compagnie erarbeitet in jeder Spielzeit zwei Produktionen in den Vidmarhallen sowie eine Produktion zusammen mit dem Berner Symphonieorchester im Stadttheater Bern. Hinzu kommen die Formate LSD / Laboratoire Suisse de la Danse“ und „CUT / Cinema Unleashes Dance“, welche den Mitgliedern der Compagnie zur Entfaltung der eigenen Kreativität dienen und auch die Zusammenarbeit mit anderen Kunstschaffenden aus Stadt und Region befördern sollen.

Die Reihe „Dance and the City“ verstärkt anhand von Performances im öffentlichen Raum

oder in Berner Kultureinrichtungen die Präsenz der Compagnie in der Stadt. Die jährlich stattfindende Tanzplattform Bern schliesslich bietet den jungen Choreografen der Tanzcompagnie Konzert Theater Bern und internationalen Nachwuchschoreografen die Möglichkeit, sich miteinander auszutauschen, ihre Arbeiten zu präsentieren und einen der Berner Tanzpreise zu gewinnen.

Diese werden von einer Fachjury und dem Berner Publikum im Rahmen einer festlichen Tanzgala vergeben.

Tanzvermittlung Konzert Theater Bern

Konzert Theater Bern führt Vermittlungsarbeit in den Bereichen Schauspiel, Tanz und Musik durch. Im Tanz werden u.a. der TANZCLUB U70, unter Leitung von Denis Puzanov angeboten, in dem Tanzbegeisterte einmal pro Woche trainieren und gemeinsam eine Choreographie erarbeiten.

Außerdem bieten die COMPAGNIEWORKSHOPS intime Einblicke in den Probenprozess der Tanzproduktionen und werden von jeweils zwei Tänzern der Tanzcompagnie Konzert Theater Bern durchgeführt. Für das Projekt «Die Gaza Monologe» werden unter der choreographischen Leitung von Marcel Leemann mehrere Tänzer/innen der Tanzcompagnie Konzert Theater Bern mit Jugendlichen zusammenarbeiten. Das Konzert Theater Bern koproduziert dieses Projekt unter der Leitung von Estefania Miranda, Direktorin Tanz von KTB.

Marcel Leemann Physical Dance Theatre

...produziert emotionales und physisch anstrengendes Tanztheater. Leemanns Arbeiten sind unerwartet roh, leidenschaftlich und auch humorvoll. Tanztheater, das herausfordert. Seine Arbeiten beruhen auf strukturierten Improvisationen mit einer klaren Tanztechnik Leemanns. Kollaborationen mit DJs, VJs, Komponisten und Schriftstellern runden die wieder erkennbaren Choreografien ab. Das Marcel Leemann Physical Dance Theater wird auf der DVD Swiss Dance Selection 2008 der Pro Helvetia vorgestellt und ist auch auf der Internet Promotion Plattform Compass der Pro Helvetia vertreten. Das Marcel Leemann Physical Dance Theater vereint internationale und einheimische Künstler/innen und ist sowohl lokal verankert als auch auf internationalen Bühnen mit einem vielfältigen und anpassungsfähigen Repertoire präsent.

Marcel Leemanns Arbeit mit Jugendlichen

Neben seinen Projekten mit professionellen Tänzerinnen und Tänzern arbeitet Marcel Leemann seit 2003 auch als Tanzpädagoge. In Schulprojekten und Koproduktionen mit Theaterhäusern der Schweiz oder auch in Zusammenarbeit mit Junge Bühne Bern sind in den letzten Jahren zahlreiche Tanzprojekte mit Jugendlichen entstanden. So zum Beispiel die Eigenproduktionen «Coming of Age» (2008/09), «Meat Market In Between» (2012) und «Eisbär» (2013), bei welchen Marcel Leemann zusammen mit Azusa Nishimura und den Jugendlichen jeweils ein eigenes Stück entwickelte. Aus dieser Tradition heraus entstand Ende 2012 der Youngster-Club von Marcel Leemann Physical Dance Theater, ein Jugendtanz- und theaterclub, der jungen Tanzinteressierten neben einem regelmässigen Training auch das Mitwirken bei einem Performance-Projekt mit Aufführungen ermöglicht. Die Produktion «Eisbär» war das erste Projekt des Youngster-Clubs und wurde im Juni 2013 aufgeführt.

Marcel Leeman hat durch einige Projekte auch Erfahrungen darin gemacht, jugendliche Laien- Tänzer/innen mit professionellen Tänzer/innen oder Schauspieler/innen zu konfrontieren und in einem gemeinsamen Arbeitsprozess Stücke zu entwickeln. So zum Beispiel in der Produktion «Don’t Bury» (Mai 2010) am Luzerner Theater, wo Jugendliche gemeinsam mit Mitgliedern des Schauspielensembles auf der Bühne standen. In einem intensiven einmonatigen Training wurden die ausgewählten Jugendlichen körperlich und stimmlich auf die Bühnensituation vorbereitet, bevor die eigentlichen Proben zum Stück begannen. Erst in der Endphase der Probezeit trafen die Jugendlichen mit den professionellen Schauspieler/innen zusammen. Das Stück wurde von Marcel Leemann (Choreografie) und Andreas Hermann (Inszenierung) gemeinsam erarbeitet.

Bei der Arbeit mit jungen Laien setzt Marcel Leemann bei der Situation der Jugendlichen selbst an. Ihre inhaltliche Mitarbeit ist essentiell und gestaltet die Thematik des Stücks. Im Arbeitsprozess werden die Jugendlichen gefordert, über sich selbst zu reflektieren und die eigene Situation in einen grösseren Zusammenhang zu setzen sowie tänzerisch zu abstrahieren. Während die Jugendlichen dabei Erfahrungen sammeln können, entstehen Stücke voller persönlicher Statements, die zusammen einen Einblick in die Befindlichkeit einer Generation geben.

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