Arbeitskreis Kirche und Theater

Inklusives Theater aus Palästina spielt im Ballhof 2 von Hannover

Zum Abschluß der Rundreise durch Deutschland spielt das inklusive Theater INAD aus Palästina, am Dienstag, den 20.Nov.,18.00 Uhr im Ballhof 2 des Hannoverschen Schauspiels „The Little Match Girl“ nach Andersens Märchen „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“. Die behinderten und auch nicht behinderten Spieler und Spielerinnen kommen aus Bethlehem und Beit Jala und sind Moslems und Christen. Das Theater spielt in Städten im Westjordanland und in Flüchtlingscamps.

Seine Themen sind soziale Probleme der Gesellschaft, Drogenmißbrauch, häusliche Gewalt und die Geschlechterrollen. Es macht aufmerksam auf das Recht der freien Meinungsäußerung und auf die Bedeutung der Demokratie. Das INAD Theater entdeckte in den letzten Jahren eine neue Zielgruppe und  das Thema Inklusion. Es wurde zum Pionier des inklusiven Theaters in Palästina. Es will die Künste öffnen für das Thema Inklusion. INAD heißt auf Arabisch Widerstand, Opposition oder Eigensinn.

Auf Einladung des Arbeitskreises Kirche und Theater in der Evangelischen Kirche in Deutschland besuchte das Theater erstmals Deutschland und begegnete hier inklusiven deutschen Theatergruppen, in Bielefeld/Bethel das Volxtheater, in Heilbronn das Theaterensemble „Lichte Sterne“ der Stiftung Lichtenstern und in Hannover werden die Theatermacher neben der öffentlichen Aufführung Workshops mit den inklusiven Ballhofclubbern des Staatstheaters haben und eine Tanzwerkstatt  im Förderprogramm der Heinrich- Ernst-Stölzner-Schule besuchen.

Seit 8 Jahren praktiziert der Arbeitskreis Kirche und Theater mit seinem Vorsitzenden, dem Theaterwissenschaftler Klaus Hoffmann ein Kooperations- und Austauschprogramm „Palästinensischer Deutscher Dialog über Theater und Theaterpädagogik“ mit palästinensischen und deutschen Theatern, Verbänden und Hochschulen. Dazu ist inzwischen auch eine website entstanden www.masrah-theater.net
In der Zusammenarbeit mit den palästinensischen Theatern spielen insbesondere die Zielgruppen Kinder und Jugendliche eine große Rolle.50% der Bevölkerung in der Westbank ist unter 18 Jahre alt. Die Besatzung, die militärische Unterdrückung, wie auch die sonstigen politischen und wirtschaftlichen Pressionen haben tiefe, negative Einflüsse auf das Familienleben und den gesamten Alltag. Kinder und Jugendliche leiden in ganz besonderem Maße unter den  gesellschaftlichen Mißständen, kriegerischen Auseinandersetzungen und Unterdrückungen.

In der Theaterarbeit soll untersucht werden, ob die Kraft des Theaters bei der Bewältigung von Konflikten und Problemen, bei der persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung wirksam werden kann. Dies ist auch eine Aufgabe der Theaterpädagogik, die in Deutschland eine rasante Entwicklung durchgemacht hat. Sie hat einen festen Platz bereits in der Schule und in kulturellen Institutionen, aber auch in sozialen Einrichtungen oder in Heilberufen. Auch in der palästinensischen Gesellschaft haben Kunst und Kultur einen großen Stellenwert. Obwohl die Menschen unter dem nicht enden wollenden Konflikt leiden, sind Kunst und Kultur kein Luxus. Im Gegenteil, sie sind für die Frage nach Würde, nach Selbstbestimmung und Identität überlebensnotwendig. Gerade im Theater kann kommuniziert werden, wer man ist und wer man sein will.

Inzwischen berät der Arbeitskreis Kirche und Theater zusammen mit dem Theaterpädagogischen Institut Lingen  auch das Erziehungsministerium in Ramallah, das eine Fortbildung für Lehrer in kultureller Bildung in Palästina einrichten will.