Arbeitskreis Kirche und Theater

Inklusives Theater Palästinas auf Rundreise in Deutschland

Das inklusive Theater INAD  zeigte auf Einladung des Arbeitskreises Kirche und Theater der Evangelischen Kirche in Deutschland und seines Vorsitzenden Klaus Hoffmann fünf Vorstellungen des „The Little Match Girl“ nach Andersens Märchen „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“. Die behinderten und auch nicht behinderten Spieler und Spielerinnen kommen aus Bethlehem und Beit Jala und sind Moslems und Christen. Das Theater spielt in Städten in der besetzten Westbank und in Flüchtlingscamps.

Seine Themen sind soziale Probleme der Gesellschaft, Drogenmißbrauch, häusliche Gewalt und die Geschlechterrollen. Es macht aufmerksam auf das Recht der freien Meinungsäußerung und auf die Bedeutung der Demokratie.

In ihren Aufführungen werden Themen behandelt, die mit ihrer Behinderung und mit ihrem Leben unter Besatzung (Menschenrechtsverletzungen, Landenteignung, Verhaftung, Gewaltanwendung, Demütigung) zu tun haben. Dadurch sollen die Zuschauer, Behinderte und Nichtbehinderte für diese Themen sensibilisiert werden.

Khalid Massou, Regisseur und Leiter des INAD Theaters wählte das arabische Wort INAD als Programm für sein Theater, denn das heißt Widerstand, Dagegenhalten, den widrigen Umständen mit friedlichen Mitteln trotzen. Sein Leitmotiv ist: „Laßt uns zusammenarbeiten, damit Hoffnung statt Verzweiflung, Sicherheit statt Angst, Würde  statt  Demütigung entstehen kann.

Das Inad Theater entdeckte das Thema Inklusion und damit eine neue Zielgruppe. Es wurde zum Pionier des inklusiven Theaters in Palästina. Die behinderten Schauspieler sollen nicht das Gefühl haben, zu einer Randgruppe der Gesellschaft zu gehören. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag nicht nur für das Theater, sondern auch für die gesamte palästinensische Gesellschaft.

Auf Einladung des Arbeitskreises Kirche und Theater in der Evangelischen Kirche in Deutschland besuchte das INAD Theater erstmals Deutschland und begegnete hier inklusiven deutschen Theatergruppen, in Bielefeld/Bethel das Volxtheater, in Heilbronn das Theaterensemble „Lichte Sterne“ der Stiftung Lichtenstern und in Hannover spielten sie im Staatstheater und machten Workshops mit den inklusiven Ballhofclubbern des Staatstheaters  und eine Tanzwerkstatt  im Förderprogramm der Heinrich- Ernst-Stölzner-Schule.

Die angebotenen Workshops waren, insbesondere für die Schauspielerinnen, die aus einem moslemisch-konservativen Umfeld kommen, von großer Bedeutung. Bei der Theaterarbeit in Palästina geht es darum, das Rollenverhalten des Einzelnen zu hinterfragen. "Es geht um eine Stärkung der durch die Politik beschädigten Seelen. Die Theaterarbeit soll die Schauspieler unterstützen und dazu ermutigen, ihre Begabungen und Fähigkeiten zu entdecken und an eine bessere Zukunft zu glauben.“.

Das inklusive Begegnungsprogramm wurde gefördert von
BAG Spiel und Theater e.V. aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Evangelischer Kirchlicher Entwicklungsdienst
Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers
Begegnung Stiftung Deutsch-Palästinensisches Jugendwerk

 

Palästinensischer Deutscher Dialog über Theater

Seit 8 Jahren praktiziert der Arbeitskreis Kirche und Theater mit seinem Vorsitzenden, dem Theaterwissenschaftler Klaus Hoffmann ein Kooperations- und Austauschprogramm „Palästinensischer Deutscher Dialog über Theater und Theaterpädagogik“ mit palästinensischen und deutschen Theatern, Verbänden und Hochschulen. Dazu ist inzwischen auch eine website entstanden www.masrah-theater.net

In der Zusammenarbeit mit den palästinensischen Theatern spielen insbesondere die Zielgruppen Kinder und Jugendliche eine große Rolle.50% der Bevölkerung in der Westbank ist unter 18 Jahre alt. Die Besatzung, die militärische Unterdrückung, wie auch die sonstigen politischen und wirtschaftlichen Pressionen haben tiefe, negative Einflüsse auf das Familienleben und den gesamten Alltag. Kinder und Jugendliche leiden in ganz besonderem Maße unter den  gesellschaftlichen Mißständen, kriegerischen Auseinandersetzungen und Unterdrückungen.

In der Theaterarbeit soll untersucht werden, ob die Kraft des Theaters bei der Bewältigung von Konflikten und Problemen, bei der persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung wirksam werden kann. Dies ist auch eine Aufgabe der Theaterpädagogik, die in Deutschland eine rasante Entwicklung durchgemacht hat. Sie hat einen festen Platz bereits in der Schule und in kulturellen Institutionen, aber auch in sozialen Einrichtungen oder in Heilberufen. Auch in der palästinensischen Gesellschaft haben Kunst und Kultur einen großen Stellenwert. Obwohl die Menschen unter dem nicht enden wollenden Konflikt leiden, sind Kunst und Kultur kein Luxus. Im Gegenteil, sie sind für die Frage nach Würde, nach Selbstbestimmung und Identität überlebensnotwendig. Gerade im Theater kann kommuniziert werden, wer man ist und wer man sein will.

Zwischenzeitlich beriet der Arbeitskreis Kirche und Theater mit Klaus Hoffmann und mit Andreas Poppe vom Theaterpädagogischen Institut Lingen zusammen mit Prof. Klaus von der Folkwang Universität  auch das Erziehungsministerium in Ramallah, das eine Fortbildung für Lehrer in kultureller Bildung in Palästina einrichten will. Der Minister für Higher Education in Palästina beabsichtigt im Januar 2019 nach Deutschland zu kommen, um über Lehrpersonal zu sprechen und an der Hochschule Osnabrück Verträge für Prüfungen von palästinensischen Studenten zu unterzeichnen.

 

Zum Weiterlesen

Palästinesische Mission Berlin: Pressemitteilung – Inklusives Theater Nov. 2018 (http://palaestina.org/index.php?id=160&tx_ttnews%5Btt_news%5D=876&cHash=5fa29810a2e35f2ff33632314696bfd7)

Schauspiel Hannover, Spielplan Nov. 2018; Inklusives Theater (https://www.schauspielhannover.de/index.php?m=kalender&f=03_werkdetail&ID_Vorstellungsart=0&ID_Stueck=1221&ID_Vorstellung=10976)

Hasan aus Bethlehem spielt in Bethel den Boxer (https://www1.wdr.de/unternehmen/der-wdr/karriere/bethel/Bethel-Palaestinenser-Theater-100.html)

Presseartikel in der Heilbronner Stimme „Emotionales Schauspiel über die Rechte von Kindern (https://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/region/Emotionales-Schauspiel-ueber-die-Rechte-von-Kindern;art140897,4114586)

 

Kontakt
Arbeitskreis Kirche und Theater In der Evangelischen Kirche In Deutschland
Klaus Hoffmann 0511 614106

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