History

Kultur kennt keine Grenzen

April 2011 von Judy Bandak nach dem Meeting in Deutschland

Kultur pur.... war das, was die  Delegation aus der Dar al Kalima Fachhochschule in Niedersächsichem Land für eine Woche erlebt hat.  Mit dem Ziel Leute durch Theater und Drama zusammen zu bringen, nahmen fünf Personen, darunter die Dekanin, an diesem Expertenaustausch teil. Am Anfang war es nur eine Idee. Klaus Hoffmann von dem „Arbeitskreis Kirche und Theater“ war letztes Jahr im Begegnungszentrum in Bethlehem und kam mit der Dekanin der Fachhochschule ins Gespräch.

Beide haben sofort an ein Austauschprogramm gedacht. Herr Hoffmann nahm die Idee mit nach Deutschland und arbeitete stetig daran, diese Idee zu verwirklichen. Er nahm Kontakte zu verschiedenen Universitäten, Fachhochschulen und Kulturzentren auf. In kurzer Zeit ist es ihm gelungen, ein ergiebiges Programm zu erstellen.

In den ersten drei Tagen wurden  wir von Andreas Poppe, Theaterpädagoge an der Fachhochschule Osnabrück, Campus Lingen betreut. In der kleinen Kulturstadt Lingen besuchten wir das Institut fuer Theaterpädagogik, ein Kulturzentrum und das Rathaus. Zwischenstation war Osnabrück mit dem Besuch der Musikabteilung der Fachhochschule und am Ende des Programms stand die Messestadt Hannover. Dort  durften wir neben dem formellen Programm auch mehrere kulturellen Veranstaltungen geniessen. Auch die Lutherische Kirche zeigte Interesse für die Delegation. Verschiedene Mitglieder der Kirche von Hannover und Niedersachsen sowie andere an dem Programm Beteiligte waren zu einem Abendessen eingeladen, um sich kennen zu lernen.

Als erste Bildungsinstitution, die  „Theater und Drama“  als akademischen Studiengang anbietet, möchten wir die Neugier für das Theater in Palästina wecken. In dieser Anfangsphase der Geschichte des palästinensischen Theaters sehen wir es als unsere Aufgabe, Interesse unter den verschiedenen Gesellschaftsschichten zu wecken. Denn es mangelt nicht an Talent oder Fähigkeiten, vielmehr ist die Entdeckung und Förderung dieser Talente von nöten. Wir leben heutzutage in einer Welt, in der jeder Mensch eine „faire Chance“ bekommen sollte. Mit ihren “nicht traditionellen Fächern“ möchte Dar al Kalima  das Spektrum der Möglichkeiten für die Jugendlichen erweitern. Das lässt sich dann durch die  Arbeitsmöglichkeiten auf den verschiedenen  Gebieten zeigen.

 

Wir wollen Leute zusammenbringen, die an Kultur interessiert sind. Aber was ist eigentlich Kultur? Kultur kann ziemlich alles sein.  Z.B. wie die Leute sich kleiden, wie sie sich ausdrücken, ihre Lebenseinstellung und ihre Gewohnheiten, sowie Bildung, Musik, Kunst, Essen, Sport und sogar die Natur. Zusammenfassend kann man sagen, alles was uns umgibt. Und weil es unser  Ziel ist, alles was uns umgibt, schöner  zu machen, wurde diese Fachhochschule für Kunst gegründet. Hier werden Leistungsfähigkeit und kreative Begabungen gefördert. Die Fachhochschule ist ein Netzwerk, in dem sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Religionen und sozialem Hintergrund  treffen und austauschen können. Dies fördert Toleranz gegenüber anderem Glauben, anderer Herkunft und anderen Meinungen, was wiederum unseren Werten entspricht.

 

Unser Motto haben wir aus der Bibel entnommen: “Auf dass wir Leben haben und das in Fülle“ (Johannes 10:10). Mit „und das in Fülle“ haben wir eine kleine Umformulierung vorgenommen, weil wir hohen Wert auf Lebensqualität legen. Die Leute in Palästina verdienen ein gutes Leben.

Trotz der nicht allzu erfreulichen Situation in den „eingemauerten“ Gebieten“, haben viele Leute dort die Hoffnung nicht aufgegeben. Wir sind uns unserer Rolle bewusst, unser Ziel vor  Augen zu halten und zu versuchen eine Veränderung in der Gesellschaft zu bewirken. Einfach ist das sicherlich nicht, aber diese Herausforderung nehmen wir  gerne freud- und kraftvoll  an. Die Überzeugung bessere Lebensbedingungen zu schaffen macht uns auf vielen Ebenen beweglich und rastlos. Dieser kulturelle Austausch war eine grosse Bereicherung für uns. Nicht, weil wir Anfänger auf dem Gebiet sind, sondern vielmehr, weil wir schon viele Parallelen und Gemeinsamkeiten endecken durften.

Ausgerechnet in einem Land wie Palästina kann Theater eines der wichtigsten Ausdrucksmittel des kulturellen und demokratischen Lebens sein. Wir sehen im Theater auch eine intellektuelle Herausforderung  für die Gesellschaft, sowie einen Raum, in dem Meinungsfreiheit und kritisches Denken gefördert werden können. Die Aussagen können zwischen den Zeilen bleiben und somit für jedes Individuum in jeder Situation verschiedene Bedeutung haben.

 

„Auf bald in Bethlehem…..“

Das war der Titel eines Artikels in der “Lingener Tagespost“ über den Besuch der Delegation im Rathaus. Die Delegation wurde von der stellvertretenden Bürgermeisterin wärmstens empfangen und über die Stadt Lingen informiert. Sogar eine Partnerschaft zwischen den Städten Lingen und Bethlehem wurde in diesem Treffen angeregt.

Wir sind mit sehr vielen Ideen und Plänen in das Heimatland zurückgekommen. Ein Gegenbesuch ist bald zu erwarten. Wir freuen uns darauf, die Delegaton aus dem „Arbeitskreis Kirche und Theater“ und der Fachhochschule Osnabrück im Dezember bei uns in Bethehem willkommen zu heissen.

In seinen Briefen zur ästhetischen Erziehung sagte Schiller: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt."

Lasst uns spielen und lasst uns Menschen sein!

Auf eine bessere Zukunft...

Judy Bandak